Halbzeit

Schon wieder ein Blogeintrag und immernoch nicht der Quartalsbericht Nummer 2, keine Sorge der kommt bald😀 Aber angesichts der Tatsache dass jetzt Halbzeit in Bolivien ist, bzw. ich noch weniger Tage hier bin, als ich aus Deutschland schon weg bin, dachte ich, mach ich Mal ein kleines Halbzeit-Fazit. Ok, also aktuell ist mir vielleicht auch etwas langweilig, weil ich alleine krank bei uns in der Wohnung bin und nicht fit genug bin irgendwas aktiveres als lesen und Musik hören zumachen, aber egal ein kleiner Rückblick bzw eine Abwägung von positiven und negativen Eindrücken kann ja auch nicht schaden. 

Also meine erste ganz klare Feststellung ist, WAHNSINN,WIE SCHNELL DIE ZEIT VERGEHT. Ich weiß, das hab ich jetzt gefühlt jedes Mal gesagt, aber das ist halt wirklich die Wahrheit. Mir persönlich kommt es rückblickend, vorallem auf den Hinflug, so vor, als wäre es erst vor so ca. 2 Wochen gewesen, dabei sind es tatsächlich schon 185 Tage, seit ich deutschen Boden verlassen habe. Andererseits bin ich hier schon so Zuhause,dass ich nach der Reise jetzt im Januar tatsächlich ein "endlich nach Hause" Gefühl hatte und mich auch wirklich wieder auf Bolivien und Bella Vista gefreut habe. Aktuell kann ich mir auch gar nichts anderes vorstellen, als das Leben hier und die Arbeit mit den Kindern. Das Studium und die Rückkehr nach Deutschland wirken noch viel zu weit entfernt um ernsthaft darüber nachzudenken. 

Klar, war jetzt im ersten Halbjahr nicht alles super, am Anfang war es vorallem sprachlich schwer auf der Arbeit reinzukommen, besonders im Apoyo, Aber inzwischen gibt es da kaum noch Probleme. Auch schwer war es, die Erziehungsmethoden hier zu akzeptieren und teilweise zu übernehmen, weil die Kinder leider absolut nichts anderes kennen und einfach auch auf nichts anderes hören. Das heißt natürlich nicht, dass ich wie meine Tía wirklich extreme Drohungen ausspreche (sie sagt manchmal : wenn ihr nicht aufesst, kommt ihr in die Küche und werdet gekocht!"), Aber ein,"okay dann gehen wir jetzt in den anderen Kurs, wenn du dich nicht benimmst" oder "willst du alleine hierbleiben, und die anderen gehen draußen spielen?" Spreche ich inzwischen auch relativ schnell aus, genauso wie die Kinder versuchen dazu zubringen alles aufzuessen, obwohl sie absolut keinen Hunger mehr haben, ist normal für mich geworden. Bei den härteren Drohungen und Sätzen meiner Tía bin ich auch jetzt noch immer wieder geschockt, aber man lernt es zu akzeptieren und immerhin hat noch keine von uns miterlebt, wie eine Tía körperliche Gewalt ausgeübt hat. Das macht für die Kinder schon oft einen erheblichen Unterschied zur Erziehung zuhause, wo Gewalt oftmals ganz normal ist. 

Privat gesehen, gab es natürlich viele Hochs, bei Reisen, Feiern, Ausflügen, oder auch einfach beim alltäglichen WG-Leben. Als WG waren wir schon Bowlen, im Zirkus, mehrfach im Kino , oder auch einfach Mal Essen. Jedes Mal hatten wir echt richtig viel Spaß. 

Klar, private Tiefs gibt es jedes Mal wenn man einen Anflug von Heimweh verspürt, sei es jetzt an Weihnachten oder auch einfach Mal so zwischendurch, oder auch wenn man Mal etwas krank ist, oder natürlich auch wenn es Mal Stress gibt. 

Wie ich am Anfang schon gesagt habe, bin ich gerade krank Zuhause. Natürlich pünktlich zum Halbjahr musste es mich noch richtig erwischen. Wie sich am Mittwoch beim Arzt rausgestellt hat, hab ich eine starke Mageninfektion, inklusive Amöben. Deshalb hab ich jetzt diverse Medikamente verschrieben bekommen.

Also, als endgültiges Fazit kann ich sagen, dass ich wirklich richtig froh bin, hier zu sein und die Entscheidung getroffen zu haben einen Dienst hier in Bolivien zumachen. Natürlich ist nicht immer alles durchweg positiv, aber das ist auch wirklich unmöglich. Ich freue mich jetzt auch wirklich auf die weitere Zeit hier in Bella Vista und die neuen Erfahrungen und Abenteuer die noch bevorstehen! Bis dann!