Wahnsinn, schon ein dreiviertel Jahr um und aktuell wünsche ich mir, dass
die letzten drei Monate langsamer vergehen, damit wir noch möglichst
viel erleben können.
Seit dem letzten Bericht kamen wieder so viele tolle neue Erfahrungen
dazu, dass Bolivien nun wirklich mein Zuhause ist.
Im Februar hat das neue Kindergarten- und Schuljahr begonnen und es
gab erstmal einige Veränderungen. Im Kindergarten bin ich jetzt im
Maternal, also bei den kleinsten Kindern von ca 5 Monaten bis zu 1 1/2
Jahren.
Die ersten zwei Wochen waren extrem schwierig, da eigentlich alle Kinder
den ganzen Tag durch geweint haben und nichts essen wollten und sich
auch nicht trösten lassen haben. Meine Tía und ich sind in dieser Phase
immer sehr froh gewesen, wenn der Tag vorbei war, aber mit der Zeit
wurde es zum Glück immer leichter und besser und inzwischen ist es
wirklich angenehm und die Kleinen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich
kann mir keine andere Gruppe mehr vorstellen und auch wenn die Kinder
noch nicht sprechen können merkt man doch an einem Lachen oder einer
Umarmung, dass sie mich auch wirklich als ihre Tía akzeptieren. Auch
insgesamt habe ich das Gefühl jetzt mehr ein Teil des Teams zu sein und
auch die Eltern erkennen mich jetzt als Tía an.
Im Apoyo gab es auch einige
Veränderungen, da wir umziehen
mussten. In unserem ehemaligen
Gebäude auf dem
Kindergartengelände sind jetzt
zwei neue Kindergartengruppen
und deshalb hat der Betrieb in der
Hausaufgabenbetreuung erst Ende
Februar wieder beginnen können.
Die ersten zwei bis drei Wochen
waren wir mit Möbelrücken und
Einrichten beschäftigt. Außerdem
sind wir ab sofort nicht mehr nur
eine Hausaufgabenbetreuung,
sondern ein Kulturzentrum, das
heißt, wir sollen noch viel mehr
Aktionen und Projekte neben den
Hausaufgaben machen. Was uns
sehr entgegen kommt, da wir uns
jetzt mehr einbringen können, durch Sport- und Kreativaktionen und wir
haben dann auch mehr Zeit für unser geplantes Büchereiprojekt, für das
wir schon Bücher und ein neues Regal angeschafft haben und nun bald mit
Lesestunden anfangen werden, um bei den Kindern die Begeisterung zum
Lesen zu wecken. Der neue Raum ist auch viel heller und hat einen wirklich tollen Blick auf Cochabamba, dadurch ist auch die Atmosphäre
eine Andere. Auch dort habe ich die Gruppe gewechselt und bin jetzt in
der Gruppe der Kleinsten, also den Kinder von der Vorschule bis zur
zweiten Klasse. Da wir aber keine getrennten Räume mehr haben, ist man
nicht nur in seiner Gruppe, sondern arbeitet eigentlich mit allen
Altersgruppen, was auch sehr schön ist, weil so mehr Abwechslung in den
Alltag kommt.
Es gab jetzt auch wieder verschiedenste Anlässe, zu denen wir einige
Aktionen starten konnten. Zum Beispiel haben wir am Kindertag im Apoyo
eine Art Kinderolympiade veranstaltet, mit Eierlauf,
Gummistiefelweitwurf, Sackhüpfen und co. Dabei hatten die Kinder
wahnsinnig viel Spaß und waren schon fast enttäuscht, dass wir nicht noch
mehr Spiele vorbereitet haben. An Karfreitag wurde im Kindergarten ein
lebendiger Kreuzweg gespielt von den Kindern veranstaltet. Das hatte zur
Folge, dass wir einen vierjährigen Jesus hatten.
An Ostern haben wir im Kindergarten eine
Osternestsuche veranstaltet und im Apoyo
haben wir Eier bemalt, ausgepustet und
versteckt. Da hatten sowohl die Kinder als
auch die Tías unglaublich viel Spaß.
Außerdem haben wir angefangen unsere
Sporttage zu veranstalten. Da die Kinder
eigentlich immer nur Fußball spielen,
dachten wir, wir bringen ihnen auch noch
andere Sportarten näher. Bisher konnten
wir schon ein kleines Volleyball Training in
die Tat umsetzen.
In der Freizeit haben Leonie und ich Tinkus
angefangen. Das ist ein traditioneller
bolivianischer Tanz. Innerhalb von einem
Monat mussten wir alle Schritte lernen,
damit wir beim Carnaval in Oruro, dem
zweitgrößten Südamerikas, mittanzen
konnten. Das hat für uns bedeutet, fast
jeden Tag Training und viele
Shoppingtouren, um die farbenfrohe
Tracht zusammenzustellen. Und es hat
tatsächlich geklappt. Anfang März sind wir
nach Oruro gefahren und haben dort zwei
Tage getanzt. Das war ein Erlebnis, was ich
wahrscheinlich nie wieder vergessen
werde. Die vielen Zuschauer, die vielen
anderen Tänze, die Stimmung… Natürlich
haben wir auch den Carneval in
Cochabamba nicht weggelassen und d auch noch 4 Stunden am Stück getanzt. Da haben dann tatsächlich auch
alle aus unserer Freiwilligengruppe, die einen Tanz lernen, mitgetanzt.
Als WG haben wir auch noch zwei kurze Urlaube gemacht, der erste war
Ende März in den Salar der Uyuni, was wahnsinnig toll und beeindruckend
war.
Der zweite war über das Osterwochenende nach La Paz, wo wir auch sehr
viel Spaß hatten. Außerdem hatte ich rund um Ostern Besuch von meiner
Familie, was auch wirklich schön war, so konnte ich ihnen mein Leben hier
zeigen und sie können jetzt vielleicht meine Erzählungen und Begeisterung
besser verstehen.
Auch andere amntena Freiwillige kamen uns in den letzten Wochen
besuchen, was auch wahnsinnig schön war, weil man sich gut über die
unterschiedlichen Erfahrungen austauschen konnte.